Die 90er Jahre
Das letzte Jahrzehnt des zweiten Jahrtausend birgt für das Akkordeon-Orchester so manche Überraschung. Es ist für uns nicht nur das Jahrzehnt des Jahrtausendwechsels, sondern auch des Dirigenten- und Vorstandswechsels. Bei der Jahreshauptversammlung 1990 wird Günther Zimmermann zum ersten Vorstand gewählt, mit Reiner Gottwald als Stellvertreter.
Lieber guter Weihnachtsmann, ………
Na, so wie es aussieht, war Herr Fassmann dieses Jahr brav.
Vorn: Der stille Genießer Manfred Rudnick
Herr Fassmann beendet seine aktive Zeit im Akkordeon-Orchester mit einem grandiosen Abschiedskonzert, welches am 11. November 1993 stattfindet. Die Aufführung ist natürlich in „seiner“ Christkönigskirche, in der er seit mehr als 40 Jahren auf der Orgel den Gottesdienst begleitet. An dem umfangreichen Programm beteiligen sich der Gesangsverein LYRA, der katholische Kirchenchor und das Streichertrio Christkönig. Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer, kein Wunder, nach 41 aktiven Jahren als Dirigent. Er schaffte es, eine kleine Harmonikaschar so aufzubauen und zu fördern, dass das daraus entstandene Orchester einen festen Platz im musikalischen Geschehen des Marktes Roßtal einnimmt. Aber auch in den letzten Jahren seiner Dirigententätigkeit setzt er noch Maßstäbe und neue Höhepunkte:
– 5. Mai 1990 Konzerte auf der Landesgartenschau Würzburg
– 29. Juni 1991 musikalische Umrahmung bei der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen Thalheim und dem Markt Roßtal
– 7. Juli 1991 Fränkische Wertungsspiele in Zirndorf, bei dem das Akkordeon-Orchester einen ersten Preis in der Hauptstufe mit dem Prädikat „ausgezeichnet“ erreicht
– 7. November 1991 Kirchenkonzert zum Auftakt des Martinimarktes
– 15. Dezember 1991 Beteiligung bei der Live-Sendung des Radioprogramms Bayern 1: „Zu Gast in Franken – Live aus Roßtal“
– 18. Juli 1992 Teilnahme am Bayerischen Akkordeonwettbewerb in Erlangen mit einem 4. Platz in der Kategorie Oberstufe, Prädikat „ausgezeichnet“
– 24. Oktober 1992 Konzert zum 40-jährigen Jubiläum des Akkordeon-Orchester, ein weiteres musikalisches Highlight in der Reihe unserer Konzerte. Zu diesem Anlass entsteht auch ein neues Vereinsbild. Jakob List wird zum Ehrenvorstand und Herbert Bausewein zum Ehrenmitglied ernannt.
Zurückblickend hat man fast den Eindruck, Herr Fassmann wollte sich mit seinem Akkordeon-Orchester Roßtal noch selbst überholen. Allerdings ist der neue Dirigent aus unseren Reihen auch nicht von Pappe. Dieser hat in den fünf Jahren davor Erfahrung im Jugend-Orchester gesammelt und kann bereits auf einige Erfolge zurückblicken. Christian Kaiser legt dann auch in der ersten Orchesterprobe nach der „Ära Fassmann“ am 1. Dezember 1993 richtig vor und überzieht die Probe um eine halbe Stunde. „Er fängt ja gut an“, dachten sich die aktiven Spieler. Mit dem Stammorchester bewältigt er in der darauffolgenden Zeit eine Menge kleinere und größere Auftritte. Der erste Höhepunkt von vielen weiteren ist am 22. Oktober 1994 beim Herbstkonzert des Akkordeon-Orchesters Roßtal. Bei der Gelegenheit wird Franz Fassmann zum Ehrendirigenten und Franz Giptner zum Ehrenmitglied ernannt. An dem anspruchsvollen Musikprogramm beteiligt sich das Jugendorchester, der Gesangsverein LYRA und die Akkordeonsolistin Heike Schiller, eine Schülerin von Herrn Bausewein. Unsere Stücke können sich sehen und hören lassen: „Dornröschen-Walzer“, „Die seidene Leiter“, „Mattinata“, „New York, New York“ und einige Stücke mehr. Auch das Jugendorchester zeigt sein Können mit „Disco Girl“, „Western Jim“ und „Moon River“. Dies ist auch der erste größere Auftritt des neuen Leiters des Jugendorchesters Detlev Woityschyn. Er setzt damit die Arbeit bei der Jugend fort, die von Christian Kaiser bei der Übernahme des Stammorchesters beendet wurde. Doch das ist noch nicht alles – Christian Kaiser ist unermüdlich in seinem Elan. Hier einige besondere Auftritte:
– 13. Mai 1995: Musikalische Umrahmung zum 25-jährigen Bestehen des Gesangsverein Frohsinn Oedenreuth
– 27. Mai 1995: Mitwirkung beim Konzert des Gesangsverein LYRA. Unter anderem führen wir gemeinsam den „Gold und Silber“ Walzer auf, dirigiert von Robert Keilhofer
– 8. Juli 1995 Ständchen zur goldenen Hochzeit der Fassmanns
– 14. Oktober 1995: Herbstkonzert des Akkordeon-Orchesters
– 1996: Trainingswochenenden in der Hauptschule Roßtal
– 26. April 1997: Frühjahrskonzert des Akkordeon-Orchesters. Unter anderem spielen wir das Lieblingsstück von Christian Kaiser: „Südlich der Alpen“. Gemeinsam mit dem Chor führen wir das Potpourri „Melodien zum Verlieben“ unter Leitung von Robert Keilhofer auf. Von ihm stammt auch das Arrangement.
– 10. Mai 1997: Teilnahme an den Bayerischen Akkordeon-Meisterschaften in Passau mit dem Oberstufenstück „Heimatbilder“ – 6. Platz und Prädikat „ausgezeichnet“.
– 28. Oktober 1997: Musikalische Gestaltung der Spendenübergabe der Vereinigten Sparkassen in Cadolzburg.
– 9. Mai 1998 90-Jahre Gesangsverein LYRA in der Jahnturnhalle. Das Akkordeon-Orchester umrahmt den Festabend.
Doch nun wird es ernst. Bei einem Auftritt im Hotel Deutscher Hof im November 1996 (Edelweißfeier des Alpenvereins Sektion Nürnberg) spielt außer uns noch eine Band, die Gruppe „Happy Day“. Der Leiter der Gruppe, Inhaber eines Aufnahmestudios, ist von uns so angetan, dass er vorschlägt, eine CD zu produzieren. Dieser Gedanke fällt bei unserem Dirigenten auf fruchtbaren Boden. Ein Jahr später wird bei der Vorstandssitzung am 23. Oktober erstmals über dieses Thema diskutiert, wobei die Meinungen äußerst unterschiedlich sind. Wiederum ein Jahr dauert es, um mit viel Zeit- und Planungsaufwand die Idee zu verwirklichen. Es wird eine Vielzahl von Angeboten eingeholt: Druck des Booklets und des Labels für die CD, CD brennen oder pressen, Aufnahmestudio und so weiter. Am 6. Dezember 1998, einem Sonntag, ist unser erster Aufnahmetermin. Da die Meinungen im Orchester immer noch sehr differenziert waren, wird beschlossen: Die Qualität der aufgenommenen Titel soll über die weitere Zukunft dieses Projektes entscheiden. An diesem Tag können wir überraschenderweise gleich 10 Musiktitel einspielen. Das Resultat überzeugt auch die letzten Skeptiker und wir vereinbaren als zweiten Aufnahmetermin den 7. Februar 1999. An dieser Stelle soll der Hausmeister der Hauptschule Roßtal einmal erwähnt werden. Herr Prenzel sperrte uns extra an den Sonntagen für die beiden Aufnahmetermine das Schulhaus auf. Herzlichen Dank an ihn dafür und auch für die vielen anderen Samstage, an denen er uns ermöglicht, in der Aula oder im Musikzimmer zu proben. Auch der zweite Aufnahmetermin verläuft erfolgreich. Während der beiden Aufnahmetermine läuft auch die Vorbereitung der Musikstücke fürs Frühjahrskonzert. Am 24. April 1999 ist es endlich soweit. In einer Hommage an Franz Fassmann eröffnen wir den Konzertabend mit der von ihm für das Akkordeon-Orchester arrangierten „Humoreske“ und überreichen ihm die erste CD. Kommentar von Christian Kaiser nach dem Konzert: „Ich schwebe auf Wolke 7, denn so ein tolles Konzert habt ihr noch nie gespielt“. „Danke Christian, aber das haben wir hauptsächlich deinem Engagement zu verdanken“.
Nach diesem Erfolg ist das Jahrtausend für uns noch nicht zu Ende. Am 8. Juni 1999 umrahmen wir musikalisch den Festakt zum 50. Bestehen der BRD im Rathaus Roßtal, am 24. Oktober spielen wir ein Kurkonzert in Bad Windsheim, am 7. November Nachmittagskonzert im AWO-Heim Roßtal und am 5. Dezember beteiligen wir uns am Adventskonzert in der Christkönig-Kirche in Roßtal.
Übrigens, das Kurkonzert in Bad Windsheim ist mittlerweile fester Bestandteil unserer jährlichen Auftritte. Wir spielten erstmals am 22. Mai 1995; das Engagement kam durch eine Initiative von unserem Mitspieler Reiner Eibl zustande.

„Musik ist mehr als was in den Noten steht.“
(Gustav Mahler)
Ebenfalls fester Bestandteil ist ein Auftritt im März in der Berufsschule für Elektrotechnik in Fürth. Bei dieser Feier werden Schüler mit einem Staats- oder Stadtpreis für sehr gute Leistungen bei ihrem Berufsabschluss geehrt. Renatus Fischer, ebenfalls Spieler im Orchester, ist Lehrer an dieser Schule und arrangierte diesen Auftritt erstmals am 7. März 1995. Mindestens seit 1983 spielt das Orchester einige Stücke bei der Weihnachtsfeier unseres Partnervereins, dem Gesangsverein LYRA.
Weiterhin jedes Jahr am 24. Dezember besucht das Jugendorchester oder ein kleines Ensemble des Stammorchesters das AWO-Heim in Zirndorf, um dort die Weihnachtsfeier musikalisch mit zu gestalten. Dieser Auftritt wurde vor vielen Jahren vom ehemaligen Dirigenten des Jugendorchesters, Anton Gebert, ins Leben gerufen. Auch er greift bei dieser Gelegenheit manchmal in die Tasten, um uns zu unterstützen.
Jedoch nicht nur musikalisch verbringen viele Mitglieder des Orchesters ihre Freizeit zusammen. An unserer Weihnachtsfeier, die jeweils am letzten Samstag vor Heilig Abend stattfindet, sucht uns regelmäßig der Nikolaus auf, um uns zum Teil kräftig die Leviten zu lesen, aber auch ebenso kräftig zu loben. An manchen dieser Feiern führen einige Damen des Orchesters einen Sketch auf, in dem nicht nur der Dirigent und die Vorstände in die Mangel genommen werden, sondern auch nicht wenige Spieler. Dabei zeichnet sich besonders Ingrid Oppelt durch ihr Engagement aus.
Seit 1993 trifft sich jeden letzten Freitag im Monat eine Gruppe von Kartenspielern aus dem Orchester, die nach zünftigem Schafkopfspiel den Gewinn in einer Kasse sammeln und einmal im Jahr gemeinsam kulinarisch umsetzen. Zu Beginn dieser Einrichtung bildete sich nur eine Kartenrunde, mittlerweile treffen sich meist mehrere, so dass zwei Runden zustande kommen.
Am 7. Juni 1997 findet das erste Weinfest des Akkordeon-Orchesters in der Drachengrotte statt. Die Idee dazu stammt von Gerhard Oppelt, dem Gatten unserer Mitspielerin Ingrid. Organisatoren sind das Ehepaar Oppelt und der 1. Vorsitzende Günther Zimmermann. Die 34 erwachsenen Teilnehmer sprechen dem Wein gut zu und benehmen sich nach etlichen Vierteln teilweise recht kindisch. Sogar eine Weinkönigin wird gekrönt: „Dagmar, die I.“ (Frau des Dirigenten). Beim Weinfest im darauffolgenden Jahr am 26. September wird „Manfred Ortega von Roßtal“ (Rudnick) von Dagmar I. zum „Ritter der schwarzen Reblaus“ geschlagen.
Nach dem ersten Weinfest wird vereinbart, dieses ab 1998 im Wechsel mit den Vereinsausflügen stattfinden zu lassen. Zu dieser Maßnahme entschließt sich der Vorstand, weil die Zahl der Teilnehmer an den Ausflügen immer geringer wird. Die Organisation liegt dabei seit vielen Jahren in der Hauptsache bei Christian Kaiser, der diese Aufgabe ausgezeichnet erfüllt.
Reiner Gottwald und Detlev Woityschyn, nicht nur beliebt bei den Frauen