Die ersten Jahre
Mit ernster Miene Freude bereiten
Von links: Jakob List, Hans Knoll, Franz Giptner, Erwin Klink und Theo Lösch
Bald schon stellte sich heraus, dass das Gründertrio auf dem richtigen Weg war, und es schlossen sich sehr schnell neue Spieler der „Schar“ an. Eine der ersten Neuzugänge, die erwähnt sind, waren Josef Dierl und Dieter Liturek. Wer unseren Herrn Fassmann kennt, dessen Leitspruch lautete: „Mehr Sein als Scheinen“, der weiß, dass er sich selbst und auch seinen Spielern nie etwas geschenkt hat. Und so kam es im gleichen Jahr noch zur Teilnahme an den Wertungsspielen am 18.4.1952 in den Buchersälen in Nürnberg. Die Spieler fuhren bei strömendem Regen nach Nürnberg. Wenn man die damaligen Fahrtmöglichkeiten kennt, weiß man was das bedeutete. Die Harmonikaschar kam mit der „Ouvertüre in C“ auf den vorletzten Platz.
„Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.“
( Richard Wagner)
Als „Akkordeon-Orchester Roßtal“ – der Name wurde genehmigt durch den damaligen Bürgermeister Michael Wiesinger – wurde der Verein weitergeführt. Die Gründer waren sich wohl bewusst, welche Verantwortung und Pflichten sie durch diese Bezeichnung übernommen hatten. Es war ein fester Vorsatz aller, mit diesem Namen ihrer Marktgemeinde Ehre zu machen und mit ihrer Musik Freude zu verbreiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und gelungen ist es stets.
1953 nahmen sie dann an den Fränkischen AO-Wertungsspielen im Berolzheimerianum in Fürth (heute die „Kleine Komödie“) in der Kategorie Mittelstufe teil. Angereist wurde mit der „Nuckelpinne“, einem Tempo- oder Goliath-Dreirad. Wie schon oben darauf hingewiesen, war das Reisen mit Gepäck in diesen Jahren noch immer etwas abenteuerlich, denn Autos gab es noch nicht so reichlich. War natürlich gesünder für die Nerven. In der Jugendklasse schnitten Irma Held und Reiner Gottwald mit „sehr gut“ ab. Bei den Proben und Aufführungen wurde immer deutlicher, dass ein Bassinstrument nötig wäre. Aber das kostete natürlich einiges, und Geld war nun einmal das, was die Gruppe am wenigsten hatte. Darum wurden Eltern und Freunde um eine Spende gebeten. Sie bekamen das Geld auch tatsächlich zusammen.
Erwin Klink (2. v. l.) unterstützt das Faschingskonzert 1953 in der
Kulturhalle Nürnberg
1954 war es endlich soweit, das erste Basso konnte angeschafft werden. Es hat stolze 360,00 DM (184 Euro) gekostet und ist heute noch im Besitz des Vereins. Jetzt konnte man so richtig loslegen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch in diesem Jahr an Wertungsspielen teilgenommen. Dieses Mal ging es nach Nürnberg Gartenstadt. Das Orchester beteiligte sich mit dem Stück „Vor einer alten Kirche“ von Friedrich Haag und erhielt dafür die Note „Ausgezeichnet“ und einen „1a Preis“. Irma Held und Reiner Gottwald wurden für ihre solistischen Darbietungen („Beka Roka“) mit „gut“ benotet. Wie schon einmal erwähnt, Schonung gab es bei Herrn Fassmann nicht, und der gestrenge Herr forderte seine Truppe nicht gerade wenig. Wir wissen aber, dass trotz der gelegentlichen Pein alle Freude an ihrem Orchester hatten. So ging es denn auch weiter zur Sache in diesem Jahr. Am 11. Dezember wurde das erste öffentliche Konzert im Kandelsaal zu Roßtal gegeben. Das Orchester wartete mit einem sehr bunten Programm auf, das mit lebhaften Beifall bedacht wurde.
Auf dem Programm standen:
Ouvertüre in C-Dur
Vor einer alten Kirche
Humoreske, Solo Irma Held und Hans Knoll
Die Barcarole
Ein Potpourri aus “Die lustige Witwe”
Reigen seliger Geister
Großmütterchen
Bayerische G´schichten
Beka-Roka, Solo Reiner Gottwald
Hoch Heidecksburg
Und weiter ging´s am 12. Dezember zur Weihnachtsfeier des VDK nach Zirndorf. Gemeinsam mit dem Volkschor Zirndorf gestaltete das AOR diese Feier in der überfüllten Turnhalle des TSV 1861.
1955 am 29. Oktober nahm das AOR an den Bayerischen Akkordeon-Meisterschaften in Schwabach teil. Die Wertungsspiele stellten an das Orchester höchste Anforderungen. Unter der Leitung von Franz Fassmann wurde der „Rhapsodische Walzer Nr. 1“ vorgetragen und mit dem 1a-Preis in der Mittelstufe ausgezeichnet. Vor allem gefiel das Einfühlungsvermögen in die Komposition und das technisch saubere Spiel der durchweg jungen Spieler. Durch diese Auszeichnung wurde die bis dahin zähe Arbeit des Orchesters in würdiger Weise anerkannt. Auf der Weihnachtsfeier des VDK am 4. Dezember 1955 in der Jahnturnhalle wirkten das Akkordeon-Orchester und die Theaterspielgruppe des katholischen Werkvolkes mit. Das Niveau der gespielten Stücke steigt, wie unverkennbar an den Stücken „Der Barbier von Sevilla“ und „Der Kalif von Bagdad“ (Solo Reiner Gottwald) zu ersehen ist.
1956 war das erste Jahr, in dem das Akkordeon-Orchester zusammen mit der LYRA, Roßtaler Gesangsverein seit 1908, auftrat. Lonis Vater, Albert Esberger, war Mitglied und seit 1954 erster Vorsitzender der LYRA. Durch ihn bestand eine Beziehung zur LYRA schon seit der Gründung des AOR. Dieses freundschaftliche Verhältnis hat bis heute Bestand was nicht zuletzt auch das Verdienst ihres ersten Vorsitzenden Herrn Fritz Stahl ist. Das Konzert fand am 22. April im bis auf den letzten Platz besetzten Kandel-Saal statt. Der gemischte Chor unter der Leitung von Friedrich Winkler, er hatte die Chorleitung im Juli 1952 von Oberlehrer Huber übernommen, unterstützte den zweiten Teil des Konzertes mit zwei A-Cappella-Stücken. Bei dem aufgewandten Fleiß durfte es einfach nicht ausbleiben, und so kam es auch: Der Harmonikaverband, Bezirk Franken, verlieh in diesem Jahr die „Friedrich Haag Medaille“ an Franz Fassmann und auf dem Konzert erhielten er und Loni Esberger, unser Konzertmeister, die Silberne Ehrennadel des Bezirkes Franken. Am 16. Juni bei den Wertungsspielen in Landshut war das AOR mit dem Stück „Vor einer alten Kirche“ natürlich auch wieder dabei. Als Solisten Reiner Gottwald mit „Czardas“ und Irma Held mit den „Schneider Variationen“.
1957 wurde mal etwas leiser getreten. Das Orchester spielte am 21. Dezember zur Weihnachtfeier des Turnvereins 1909 Dietenhofen, die beim Störzenhofecker statt fand. Am 22. Dezember gestaltete das AOR zusammen mit dem Männerchor „Sängerbund 1846“ dessen Weihnachtsfeier in Zirndorf.
1958 ging es schon wieder etwas lebhafter zu. Am 26. April standen die Wertungsspiele in den Humboldtsälen in Nürnberg auf dem Programm, bei dem das Akkordeon-Orchester den zweiten Platz in der Allgemeinen Klasse errang. Am 14. Juni feierte die SPD Ortsgruppe Roßtal ihr 50jähriges Bestehen. Zusammen mit dem Gesangsverein LYRA gestaltete das AOR den musikalischen Rahmen.
„Musik kennt keine Grenzen“
Der erste Vereinsausflug des Orchesters führte am 12. und 13. Juli nach Berchtesgaden, Bad Reichenhall, zum Chiemsee, Königssee und Hintersee. Die Erlebnisse in diesem Zusammenhang sorgen auch heute noch immer wieder für Erheiterung. Vor lauter Eifer brach Herr Fassmann am Omnibus den Mercedes-Stern ab. Am 18. Oktober veranstaltete der Sängerbund Fürth-Stadt unter der Mitwirkung des Akkordeon-Orchesters ein volkstümliches Chorkonzert im Berolzheimerianum. Am Schülervorspiel im Saalbau „Stabius“ vertrat uns Erwin Kandel mit der „Groteske“.
Von links, Hintere Reihe : Fritz Kandel, Hans Knoll, Loni Esberger, Franz Fassmann,
Dieter Lizurek, Heinz Gschwind, Georg Auerochs, Ernst Peter. Vordere Reihe: Reiner Gottwald,
Theo Lösch, Ria Esberger, Edith Ulbricht, Irma Held, Josef Dierl und Franz Giptner.
„Ohne Fleiß, keinen Preis!“
„Der fleißigsten Einer, ist unser Reiner!“ (oben)
Unten: Jakob List erhält eine „Trophäe“ von Herrn Winkler. Rechts Loni Esberger.